Aus dem Kurs: User Interface Design – Grundlagen

Out of Focus – aus dem Sichtfeld

Aus dem Kurs: User Interface Design – Grundlagen

Gratismonat starten

Out of Focus – aus dem Sichtfeld

Kennen Sie das auch? Sie sind gerade vertieft in die Bedienung einer komplexen Bedienoberfläche mit mehreren Eingaben und Bestätigungen. Ein Beispiel: Sie bestellen ein Produkt in einem Onlineshop. Sie müssten genau darauf achten, was Sie eingeben, weil zum Beispiel an Ihrer Eingabe ein Bezahlvorgang abhängt. Dabei kann es in der Bedienung dazu kommen, dass Sie wesentliche Informationen nicht wahrnehmen, die eigentlich zum erfolgreichen Abschluss der Bestellung notwendig sind. Erst nach Eingabe aller relevanten Informationen erhalten Sie eine Fehlermeldung oder einen Dialog, der Sie wieder an den Anfang der Bestellung zurückführt. Manchmal ist es eine Zeitüberschreitung, manchmal ein Zahlendreher, letztlich erzeugt das Ergebnis nur eins: Frust. Sind Sie nun der vermeintlich dumme Nutzer oder das System einfach zu simpel ausgelegt? Wer ist schuld? Das Phänomen beschreiben Wissenschaftler als Out of Focus, also außerhalb des Wahrnehmungsbereiches. Der Nutzer ist mit seiner Konzentration so auf die Bedienung der Eingabefelder fokussiert, dass er Ergebnisse oder Ereignisse oder Informationen am Rande nicht mehr aufnehmen kann. Faktoren, die zu dieser Situation beitragen, sind unter anderem Zeitlimitierung und irreführende oder unvollständige Aufforderungen für den Nutzer. Dies erzeugt Stress und reduziert die vollständige und sachgemäße Bedienung. Ziel der Gestaltung einer Bedienoberfläche sollte es sein, diesen Fehler zu vermeiden. Dies lässt sich damit umgehen, dass die Reihenfolge von Aufgaben genau festgelegt und in verträgliche Mengen umgesetzt wird. Was bedeutet das? Ein Gesamtdialog von mehr als 50 verschiedenen Einstellmöglichkeiten wird aller Voraussicht nach falsch oder unvollständig bedient. Die Lösung liegt darin, diese 50 Einstellungen in Gruppen zu unterteilen, die jeweils vom Nutzer durch die Bedienoberfläche erfassbar sind. Um bei unserem Beispiel des Warenkorbs zu bleiben, wird ein Kaufprozess in viele thematische Gruppen unterteilt. Zunächst werden die Produkte überprüft, danach werden Adressen ermittelt, es schließt sich mit dem Bezahlvorgang und am Ende erhält der Nutzer eine Zusammenfassung seiner Eingaben. Bei solch komplexen Prozessen ist es wichtig, dass der Nutzer die Übersicht über seine Aktionen erhält, ohne von seinen Interaktionen abgelenkt zu werden. Wesentliche Funktionen wie Bestätigen, Abbruch oder Jetzt kaufen sollten daher deutlich und klar an derselben Stelle angezeigt werden. Dies hat nicht nur ergonomische Gründe, sondern auch Juristen interessieren sich sehr für die graphische Ausgestaltung eines Onlineshops. Wenn Sie selbst die Aufgabe haben, einen solchen Dialog zu gestalten, sollten Sie einen Usability-Test durchführen. Mit einfachen Aufgaben und einer Testgruppe von 10 bis 20 Personen ist schnell klar, ob jeder Proband die Aufgabe bewältigen kann oder ob es Hindernisse gibt.

Inhalt